Nachdem ich mich im Sommer vom Spender-Ei getrennt hatte, musste ich mir Gedanken über einen Ersatz für den bevorstehenden Winterbetrieb machen. Dieses Mal stand ein Hinterradantrieb ganz oben auf der Wunschliste. Da der Rallye-BMW im Unterhalt jedoch deutlich zu teuer ausgefallen wäre und der restliche Fuhrpark den Strapazen des Winters nicht ausgesetzt werden soll, wurde der Anforderungskatalog mit dem Marktangebot abgeglichen.
Während also Hinterradantrieb und geringe Anschaffungs- sowie Unterhaltskosten recht weit oben auf der Liste rangierten, wanderten der (optische) Zustand und das Platzangebot eher ans Ende. Und da das Schrauben im Winter erfahrungsgemäß wenig Spaß macht, rutschten Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit ebenfalls in die obere Hälfte.
Wahnsinnig groß ist die Auswahl der Autos, die diese Anforderungen erfüllen, zwar nicht, dafür sind die Kandidaten aber umso unterschiedlicher: BMW E36 316i (zu wenig Abwechslung zum Rallye-BMW), Mercedes W203 (Rostprobleme!), Toyota MR2 (geringes Angebot und erschwerte Wartung aufgrund des Mittelmotors) und Mazda MX-5. Ein Roadster für den Winter – das wäre doch mal was! Und so fiel die Vorauswahl auf den Mazda MX-5.
Die mittlerweile über 16 Jahre nicht mehr produzierte erste Serie (NA genannt) finde ich zwar schöner als das von 1998 bis 2005 hergestellte Nachfolgemodell (NB) ohne Klappscheinwerfer, doch für ein Winterauto wäre mir so ein Exemplar auch schon zu schade. Die zweite Serie steht allerdings im Ruf ein wenig rostanfälliger als der Vorgänger zu sein, was in erster Linie an den Schwellern liegt, die gerne mal von innen durchrosten. Ursache ist etwas pauschalisiert gesagt mangelnde Pflege: Der Wasserablauf des Verdecks liegt beiderseits hinter den Kopfstützen und verläuft von dort durch ein Plastikrohr hinunter zum Fahrzeugunterboden. Sammelt sich Laub und Dreck in diesem Rohr, so kann das Regenwasser diesen Weg nicht mehr nehmen und läuft stattdessen in die Schweller. (Warum Mazda sich entschieden hat, den Regenwasserablauf durch das Fahrzeuginnere zu führen, bleibt mir ein Rätsel.) Sind am Schweller schon von außen Rostblasen zu sehen, so sind hier Reparaturbleche fällig. Doch auch wenn nichts zu sehen ist, sollte man bei der Fahrzeugbegutachtung einen genauen Blick auf den Teppich hinter den Kopfstützen werfen. Deutliche Wasser- oder Dreckspuren können ebenso auf verstopfte Abläufe hindeuten. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man dann genauso wie bei bereits geflickten Schwellern einen Blick von innen in die Schweller riskieren. Dazu muss man lediglich die geclipsten Einstiegsleiste nach oben abziehen und mit einer Taschenlampe in die kleinen Löcher leuchten.
Eine zweite und weniger gut bekannte Schwachstelle des MX-5 NB sind die vorderen Längsträger, die ebenfalls zum Rostbefall neigen. Mazda hat hier zum Zwecke der verbesserten Crash-Sicherheit doppelte Bleche verwendet, die darüber hinaus zur Außenseite hin noch Löcher aufweisen. Gerade im spritzwassergefährdeten Bereich der Radhäuser ist das natürlich ein echter Konstruktionsfehler. In den einschlägigen Foren gibt’s eindrucksvolle Aufnahmen davon wie das ausgehen kann. Eine Sichtkontrolle lässt sich bei voll eingeschlagenen Vorderrädern vornehmen. Ob man den Zustand damit allerdings zuverlässig bewerten kann, weiß ich nicht.
Hat man sich auf den MX-5 NB festgelegt, kann man zwischen den zwei Motorvarianten 1598 ccm (110 PS, 134 Nm) und 1840 ccm (139–146 PS, 162–168 Nm) wählen. Die stärkere Motorisierung kombinierte Mazda (in Deutschland?) immer mit einem Torsen-Sperrdifferential. Nicht verkehrt für den Winterbetrieb. 🙂 Ebenfalls empfehlenswert für den Winter und die Langstrecke: das optionale Hardtop in Wagenfarbe.
Die Kombination aus Motorisierung, Hardtop und geringer Laufleistung dünnte das Angebot der bezahlbaren Fahrzeuge deutlich aus, doch der Zufall kam mir zu Hilfe. In Kassel war am 10. Juni ein schwerer Hagelsturm niedergegangen und hatte zahlreiche Autos beschädigt. So auch einen 1998 Mazda MX-5 NB in „grace green mica“ (Farbcode 18J) mit Hardtop sowie Sommer- und Winterbereifung. Der Drittbesitzer bot den Wagen mit knapp unter 120 000 km Laufleistung, vollständigem Checkheft und lückenloser Wartungshistorie bis zurück zum Erstbesitzer zum Verkauf an. Der Hagelschaden hat sicherlich dazu beigetragen den Verkaufspreis niedrig zu halten, spielt aber in meinen Augen für ein Winterauto ebenso wenig eine Rolle wie der kleine Rempler vorn links oder der leichte Streifschuss hinten rechts. Pluspunkte hingegen konnte dieser MX-5 mit einer beim Mazda-Händler nachgerüsteten Klimaanlage und einer Sitzheizung sammeln. Angeschaut und zugeschlagen!
Mittlerweile läuft der MX-5 mit Saisonkennzeichen Oktober bis März (das musste ich dem Versicherungsmenschen erst einmal verklickern) und sammelt fleißig Kilometer. Auch die ersten Arbeiten wurden schon durchgeführt. Dazu wird Adrian Euch demnächst sicher etwas berichten können.
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