Jüngst war ich zu Besuch im Repair Cafe des FabLab Paderborn e.V. Im Laufe des Nachmittags tauchte dort ein älteres Ehepaar mit einem Radio unter’m Arm auf. Es handelte sich um ein NOXON iRadio 300, das in erster Linie als Streaming-Gerät für Internet-Radiosender gedacht war und genutzt wurde. Leider hat der Hersteller vor einigen Wochen die für den Verzeichnisdienst genutzten Server abgeschaltet. Seither quittierte das Gerät sämtliche Verbindungsversuche nur noch mit der knappen Fehlermeldung „Netzwerkfehler“ und ist für Otto-Normal-Verbraucher somit nur noch Edelschrott. (Höre ich hier jemanden berechtigterweise nach einem „Recht auf Reparatur“ rufen?!)
Ein mittlerweile gestartetes OpenSource-Projekt namens xonox ermöglicht technisch versierten Nutzern zwar den Weiterbetrieb, kam aber für die Besitzer, die einfach nur ein Küchenradio betreiben wollen, nicht in Frage. Ich hingegen fühle mich durch sowas ja herausgefordert. Nach dem im Repair Cafe soeben für tot erklärten Gerät mochte ich nicht fragen, habe mir aber tags darauf bei eBay Kleinanzeigen gleich zwei der hübsch designten Geräte an Land gezogen und habe nun „Spaß am Gerät“.
Die durchgeführten Aufrufe der Noxon API wurden bereits von Christian Weiske für ein Vorläufermodell dokumentiert und für einige Projekte genutzt. Da quasi all diese Geräte auf dem Venice-Chipsatz von Frontier Silicon aufsetzen und ähnliche API-Endpunkte (ggf. mit ein wenig Hersteller-Flavor) verwenden, lässt sich das gut auf andere Modelle übertragen. (Noxon betrieb die Server selbst, andere Hersteller nutzten verbreitet vTuner, was ihnen im Mai 2019 zum Verhängnis wurde. Als Alternative zu vTuner wurde schon im Juli 2018 das Python-Projekt YCast gestartet.)
Ein paar Details, die teilweise spezifisch für das Modell „iRadio 300“ sind, habe ich mittlerweile auch noch herausfinden können:
- Die Uhrzeit wird über einen Aufruf des NTP-Server
time.wifiradiofrontier.com
synchronisiert. - Auf Port 80 läuft ein Web Server über den der UPnP/DLNA-Name des Gerätes geändert werden kann.
- Nach dem Einschalten meldet sich das Gerät über eine SSDP-Nachricht im Netzwerk als UPnP/DLNA-Client an. Die unterstützten Funktionen werden in der Datei
/dd.xml
beschrieben, die auf Port 80 abrufbar ist. - Auf Port 64349 läuft ein UPnP/DLNA-Dienst.
- Die API-Endpunkte können mit dem HTTP-Statuscode 3xx umgeleitet werden, offenbar jedoch nicht auf Adressen mit expliziter Port-Angabe (z. B.
http://www.example.com:1024/setupapp/fs/asp/BrowseXML/loginXML.asp
).