Der eine oder andere mag sich noch entsinnen, dass Adrian und ich im letzten Herbst einen Mazda 121 Ginza an Land gezogen haben. Der Wagen hatte in seinem früheren Leben einen Frontschaden erlitten, den der Vorbesitzer mit Teilen eines LX-Basismodells „zeitwertgerecht“ repariert hat, weshalb die Motorhaube und der Kühlergrill nun in Niagara Silver statt Noble Green lackiert sind. Auch die Frontschürze wurde vom Basismodell übernommen und ist daher nun unlackiert. Bei der gehobenen Modelllinie GLX und den Sondermodellen waren Front- und Heckschürze jedoch in Wagenfarbe lackiert.
Der Mazda 121 Ginza beim Kauf:
Motorhaube, Kühlergrill und Frontschürze wurden nach einem Unfall getauscht
Eine kurze Überschlagsrechnung ergab, dass es in Summe wohl günstiger sei, nach einem kompletten Teilespender Ausschau zu halten als die einzelnen Anbauteile zu suchen. Und auch wenn beim Ginza erst einmal nicht so wahnsinnig viel passieren wird, da die anderen Projekte wichtiger sind, habe ich seither immer mal wieder ein Auge auf eBay und mobile.de geworfen. Dabei lernte ich auch, dass Mazda dem 121 Ende 1993 noch ein Facelift verpasste, bei dem Motorhaube und Kühlergrill leicht abgeändert wurden. Auch die Lackierung in Noble Green Mica (Farbcode: VQ) war erst nach dem Facelift erhältlich.
Mitte April tauchte schließlich ein 121 in passender Farbe bei eBay auf. Der Wagen stand in Lahnstein zum Verkauf und lag damit in Schlagreichweite. Trotz reichlich Rest-TÜV hielt sich das Interesse bei eBay stark in Grenzen, da das Auto Anfang des Jahres hinten rechts einen Unfallschaden erleiden musste.
Bild aus der eBay-Artikelbeschreibung; Quelle: bekimt3
Der selbstbewusst gesetzte Mindestpreis wurde in der Auktion nicht erreicht, was ich nach Auktionsende für neue Verhandlungen mit dem Verkäufer nutzte. Wir wurden uns handelseinig und ich startete am darauffolgenden Freitag mit einem Anhänger zu einer Sauerlandtour in Richtung Lahnstein. Pünktlich mit meiner Ankunft bei „Ötzis Kfz-Werkstatt“ begann es sintflutartig zu regnen.
Ötzis Kfz-Werkstatt in Lahnstein
Eine kurze Begutachtung des Mazda förderte die üblichen Vernachlässigungen eines Kleinwagens, der am Ende seiner Karriere angekommen ist, zu Tage: Kratzer, Beulchen und reichlich Dreck. Einer der Vorbesitzer war starker Raucher und nutzte das Fahrzeuginnere als großräumige Erweiterung des Aschenbechers.
Innenraum: Auch das Gesicht auf dem Lenkrad vermag den Pflegezustand nicht zu kaschieren
Ein anderer hatte wohl mal vergessen, den Kofferraumdeckel zu schließen als es regnete, was Schimmelbefall im Heckabteil nach sich zog.
Kofferraum: Sogar die Klappe ist teilweise mit Teppich bezogen! Oh, wait…
Und wie bei praktisch allen Eiern hat sich auch hier das hintere Ende der Schweller still und leise verkrümelt.
Karosserie: Rost sorgt für Gewichtsersparnis an der Hinterachse
Der Motorraum blieb ebenso wenig von den Misshandlungen der Vorbesitzer verschont. Wie mir der Verkäufer auf Nachfrage erklärte, hat eine Fahrerin nach der Kontrolle einmal vergessen, den Öleinfülldeckel wieder aufzuschrauben, wodurch der Motor sein Öl im gesamten Motorraum verteilen konnte. Es fühlte sich jedoch auch niemand genötigt, die Sauerei wegzuwischen, weshalb immer noch praktisch überall ein dicker Schmierfilm zu finden war und sogar eine kleine Ölpfütze auf dem Luftfiltergehäuse stand.
Motor: Nicht mit dem Öl sparen!
Trotz der vielen sonstigen Mängel war die Frontpartie in ganz ordentlichem Zustand. Alles in allem also der perfekte Teilespender für meinen Ginza! Die fünf Meter große Lücke, die hinter dem Mazda auf dem Verkaufsplatz vorhanden war, nutzte ich noch für ein kurzes „Proberollen“, womit ich zumindest den Motorlauf, den Zustand der Kupplung und die Bremsen notdürftig überprüfen konnte. Anschließend wechselten ein paar Scheine und ein Fahrzeugbrief den Besitzer und ich konnte beginnen, meinen Neuerwerb auf den Anhänger zu verladen.
Der Dauerregen machte das Verladen nicht angenehmer.
Natürlich regnete es immer noch, sodass ich nass bis auf die Haut war als ich das Gespann endlich vom Parkplatz bugsieren konnte. Den Rückweg trat ich dann über die Autobahn an. Dauerregen und reichlich mehr als eine Tonne am Haken verhießen einfach keine unterhaltsame Fahrt durchs Sauerland.
Auf dem Weg nach Hause: Dauerregen auf der Autobahn
Bis ich wieder in Paderborn angekommen war hatte der Mazda so zumindest eine gründliche Dusche abbekommen. Was jedoch nicht gänzlich ohne Folgen blieb: Als ich den Wagen zwei Tage später für eine Bestandsaufnahme und ein paar der Bilder oben wieder aus der Tiefgarage holte, weigerte sich die rechte Hinterradbremse zunächst vehement die Bremstrommel freizugeben:
Festgerostete Bremsbeläge: Mehr Gas löste das Problem